Etwa 30 % aller Menschen über 65 Jahren stürzt einmal pro Jahr im eigenen Haushalt – mindestens. Unabhängig vom Alter ist das Sturzrisiko auch bei verschiedenen Erkrankungen wie Multipler Sklerose erhöht. Ein großer Teil der Stürze passiert an Treppen. Die Gründe sind unterschiedlicher Natur und können sowohl körperlich als auch psychisch bedingt sein. Lernen Sie die Ursachen kennen und erfahren Sie, wie Sie Stürzen an Treppen (und andernorts) effektiv vorbeugen.
Physisch und psychische Gründe für Stürze auf Treppen
Nebenwirkungen von Medikamenten und schwache Muskulatur: Zwei der Hauptgründe für Stürze im Alter, wenn nicht gerade Bewegungseinschränkungen aufgrund einer konkreten Erkrankung ursächlich sind. Auch eine verminderte Sehfähigkeit kann ebenso wie ein schlechtes Gehör Stürze auf Treppen hervorrufen.
Mögliche Ursachen im Überblick:
- Schwindel
- Kreislaufprobleme
- Nebenwirkungen von Arzneimitteln
- Schlechte Augen / Sehschwierigkeiten
- Schlechtes Gehör
- Bewegungseinschränkungen wegen Gelenkproblemen
- Demenz / Alzheimer
- Schlaganfall
- Multiple Sklerose
- Parkinson
Sturzprävention: So beugen Sie Stürzen vor
Der erste Weg sollte immer zum Arzt führen. Mediziner können ernsthafte Erkrankungen ausschließen oder diese bei Bedarf behandeln. Auch eine neue Brille oder ein Hörgerät wirken manchmal Wunder. Ebenso könnte eine bestehende Medikation angepasst werden, falls Nebenwirkungen zu Schwindel und Kreislaufproblemen führen und somit das Sturzrisiko maximieren.
Übungen
Eine kräftige Muskulatur und geschulte Koordination sind das A und O bei der nachhaltigen Sturzprophylaxe. Neben Physiotherapeutischen Behandlungen gibt es auch spezielle Seniorensportgruppen, in denen entsprechende Übungen vermittelt werden. Auch bei verschiedenen Erkrankungen wird speziell auf die jeweiligen Bedürfnisse ausgerichteter Gruppensport angeboten. Für viele Angebote zahlen sogar die Krankenkassen (z. B. AOK, Barmer, DAK, TK).
Abbau von Barrieren
Die dritte Säule der effektiven und nachhaltigen Sturzprophylaxe ist der Abbau von Barrieren im privaten Wohnraum. Dazu zählen rutschfeste Bodenbeläge (im Zweifel Antirutschfolien für Treppenstufen) und ein sicherer Handlauf. Teppiche sollte wenn überhaupt nur gut befestigt auf Treppenstufen Platz finden. In der Regel bergen diese ein hohes Risiko für Stürze. Auch fluoreszierende Streifen können für eine bessere Sichtbarkeit der Kanten sorgen.
Treppensteighilfe
Ist die Treppe recht Steil oder die Bewegungseinschränkung so enorm, dass selbst die oben genannten Maßnahmen nicht ausreichen, sind Treppensteighilfen das Mittel der Wahl. Die Komplettsysteme bestehen aus einem Handlauf und einem Haltegriff, der das nach vorne oder hinten Fallen.
Treppensteiger und Treppenraupen
In der (häuslichen) Pflege werden oft Treppensteiger mit Sitz eingesetzt. Betroffene nehmen darauf Platz und bewältigen durch eine Begleitperson / Pflegeperson geschoben die Treppe. Für Rollstühle gibt es andockbare Varianten.
Treppenlift
Treppenlifte sind zwar teurer als Treppensteighilfen, manchmal jedoch unausweichlich. Gerade wenn die Schmerzen beim Treppensteigen zu groß sind oder die Treppe so steil ist, dass es selbst trotz Treppensteiger nicht mehr sicher wäre, sorgen Sitzlift und Co für das notwendige Maß an Eigenständigkeit. Auch für Rollstuhlfahrer:innen gibt es Lösungen mit befahrbarer Plattform.
Homelift
Der Homelift ist sozusagen der kleine Bruder des großen Personenaufzugs. Die Lifte unterliegen nicht der Aufzugsrichtlinie und fahren genau wie Treppenlifte maximal 0,15 m pro Sekunde schnell. Statt an einer Treppe kann ein Homelift praktisch überall im Raum installiert werden. Dafür wird die Decke an einer Stelle geöffnet, sodass ein „Durchgang“ für die Kabine entsteht. Die Lösung eignet sich immer dann, wenn ein Treppenlift-Einbau nicht möglich ist und / oder mehr Komfort gewünscht ist. Wenn Geld keine Rolle spielt, kommen natürlich auch private Personenaufzüge (größer als Homelifte) infrage.
Tipp: Zuschüsse für Anpassungen des Wohnraums nutzen
- Für jede Situation gibt es das das richtige Fördermittel – aus der eigenen Tasche müssen Sie Wohnraumanpassungen nur selten bezahlen. Ab Pflegegrad 1 beteiligt sich beispielsweise die Pflegeversicherung an wohnumfeldverbessernden Maßnahmen. Der Zuschuss beträgt bis zu 4.000 Euro pro Person und maximal 16.000 Euro pro Haushalt.
- Wer keinen Pflegegrad hat, hat die Möglichkeit, eine KfW-Förderung zu beantragen. Hier winken maximal 6.260 € pro Wohneinheit. Auch zinsgünstige Förderkredite werden von der KfW angeboten.
- Sowohl in Sachsen (Förderung der SAB) als auch in anderen Bundesländern stehen regionale Fördermittel bereit, mit denen der Abbau von Barrieren finanziert werden kann.
- Ist ein Unfall an der Bewegungseinschränkung schuld, könnten außerdem die Unfallversicherungen / Berufsgenossenschaften (bei Berufsunfällen) oder Haftpflichtversicherungen (bei Nichtberufsunfall mit Fremdverschulden) für die Kostenübernahme zuständig sein.